Okay, so öffentlich habe ich natürlich nicht bekannt gegeben, dass ich schwanger bin. Ich glaube kaum, dass sich die Welt dafür interessiert. Dafür aber meine Eltern und engsten Freunde – und das ist ja auch schon mehr als genug.
Wir haben uns an die unausgesprochene 12-Wochen-Regel gehalten. Sprich, mein Freund und ich haben bis nach dem 3. Monat der Schwangerschaft Stillschweigen bewahrt. Bis auf einige Ausnahmen, aber dazu später.
Schwanger, wie gebe ich unser persönliches Glück bekannt?
Da unser kleiner Fratz ein Wunschkind ist, sollte die Verkündung etwas besonderes sein.
Ich hatte mir tatsächlich schon vor der Schwangerschaft überlegt, wie man die zukünftigen Großeltern und meinen Freund überraschen könnte – YouTube, Pinterest, Google waren ein Quell der Inspiration. Es gab so viele Ideen. Ich wusste gar nicht, welche ich am liebsten genommen hätte – von einem mit Helium gefüllten Luftballon in einer Kiste bis hin zu einer Videobotschaft. Alles war möglich.
In unserem Bericht “Wann verkünde ich die Schwangerschaft” könnt ihr euch gerne inspirieren lassen.
Kreativität, wo bist du?
Als es dann endlich soweit war, war ich viel zu aufgeregt, um mir was für meinen Freund zu überlegen. Um ehrlich zu sein, war es alles andere als Kreativ… wohl eher… aber lest selber.
Es war an einem Dezember morgen, knapp zwei Wochen vor Weihnachten, als ich einen Schwangerschaftstest machte. Ich war mehr als eine Woche überfällig und da mein Zyklus wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert, ahnte ich, dass da was sein könnte.
Da hatte ich nun den positiven Test in der Hand und alle Ideen, die ich hatte, waren wie weggeblasen. Dahin war meine Kreativität… ich stürmte aus dem Bad, weckte meinen schlafenden Freund und hielt ihm den Test vor die Nase. Ich war so aufgeregt, dass ich vergaß, 1. dass Licht anzuschalten und 2. dass mein Freund ohne Brille nichts sah. Er noch völlig verschlafen, blinzelte paar mal und fragte: „Was ist das?!“ ich grinste nur doof und deutete auf das Wort „schwanger“ am Fenster des Tests. Mit einer stoischen Ruhe oder auch leicht genervt setzte er sich seine Brille auf und schaltete das Licht an.
„Wie schön!“ war alles, was er sagte und “hältst Du mir gerade einen vollgepinkelten Test vor die Nase?”. Okay, was habe ich anderes erwartet? Ein Freudenschrei, wie ein Mädchen? Unwahrscheinlich. Er ist nun mal so, wie er ist und anders will ich ihn auch nicht haben 🙂 .
Nun gut, ein Freudenschrei habe ich also noch nicht erhalten. Aber bei den zukünftigen Großeltern, wird es bestimmt ganz anders aussehen.
Oh du schöne Weihnachtszeit!
In knapp zwei Wochen war Weihnachten, was gibt es schöneres als Geschenk, als das Wissen, dass man Großeltern wird. Auch, wenn wir uns eigentlich an die 12-Wochen-Regel halten wollten, wusste ich ganz genau, dass ich spätestens zur Weihnachtszeit auffliegen werde. „Warum trinkst du kein Wein, bist du schwanger?!“ wäre bestimmt eine der Fragen gewesen.
Ich habe schon mit List und Tücke eine Weihnachtsfeier gut überstanden – dieser Bericht kommt zur Weihnachtszeit – also freut Euch darauf.
Aber es gab noch weitere Situationen, bei der ich hätte auffliegen können.
Beim jährlichen Tannenbaum-Kaufen mit meinen Schwiegereltern wird grundsätzlich Glühwein getrunken. Damit nichts auffällt, spendierte ich ganz schnell den Glühwein und besorgte mir selber einen Kinderpunsch. So konnte ich das Geheimnis wahren.
Bei einem Weihnachtsmarktbummel mit zwei Freundinnen spendierte uns meine beste Freundin einen Glühwein… Tja was tun? Brav nippen und sich lächelnd bedanken. Da hatte ich nun den Becher mit dem wohlriechende Glühwein in der Hand und durfte nicht trinken (seufz). Eine Ausrede musste her. Aber alles erschien nicht richtig, denn dann hätte ich schneller reagieren müssen. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als das Getränk wegzuschütten. Doch wie sollte dies unauffällig geschehen? Ganz einfach, ich täuschte vor „auf Toiletten gehen zu müssen”. Stattdessen verschwand ich mit meinem Becher um die Ecke und goss den schönen unschuldigen Wein aus. Was für eine Verschwendung. Aber das Geheimnis wurde gewahrt.
Frohe Weihnachten! Ihr werdet Großeltern!!
Noch mal so eine Aktion wollte ich, während Heiligabend nicht durchführen. Aber wie “verpacken” wir die Überraschung am Besten? Ein Ultraschallbild wäre schon mal schön. Zum Glück habe ich zwei Tage vor Heiligabend noch einen Termin bei meiner Gynäkologin erhalten. Ich freute mich schon auf das Ultraschallbild, das ich dann unseren Eltern zu Heiligabend präsentieren wollte. Als ich dann das Bild sah, war ich schon ein wenig enttäuscht. Es war nichts zu sehen, außer einer kleinen Blase (die sogenannte Fruchthöhle). Keine Ahnung, was ich erwartet habe, immerhin war ich gerade mal in der 5. Schwangerschaftswoche. Egal, meine Ärztin hat mir die Schwangerschaft bestätigt und das sollte reichen.
Ich hatte soviel recherchiert, gefühlt 100 Videos gesehen und noch mehr Ideen gegooglt, doch irgendwie fand ich nicht das richtige für uns. Davon mal abgesehen, dass ich gar nicht mehr soviel Zeit hatte, was zu basteln oder noch zu besorgen, ohne durch die halbe Stadt zu fahren. Also entschied ich mich für das einfachste, was man machen kann… ich kopierte das Ultraschallbild, rollte es ein und verpackte es schön.
Dann war es soweit. Unsere Eltern und meine Schwester kamen zu uns und ich vermied es sehr gut, Wein oder ähnliches zu trinken – bis kurz vor dem Essen. Plötzlich wollten unsere Eltern auf Weihnachten anstoßen und ich hielt ein Becher Glühwein in der Hand. Bevor wir anstießen, schlug ich vor, dass wir schon mal ein Geschenk öffnen könnten. Es gab schwachen Protest, immerhin hatten wir noch nicht gegessen. Ich bestand aber darauf und sie beugten sich meinem Willen.
Wir überreichten unseren Eltern jeweils eine Rolle – nur meine Schwester ging leer aus, sagte aber nichts. Mir ist auch erst hinterher eingefallen, dass ich sie nicht mit bedacht hatte, aber zum Glück ist meine Schwester nicht nachtragend oder so. Sie ist einfach die Beste.
Die beiden Mütter packten das Geschenk aus und jetzt wird es ein wenig kurios. Während meine Schwiegermuter in Spee ihre Brille suchte, rollte meine Mutter das Ultraschallbild auf und starrte darauf. Irgendwie schien meine Mutter nicht zu wissen, was sie da vor sich hatte. Ich konnte regelrecht hören, wie es in ihrem Kopf ratterte. Als die Brille dann endlich gefunden wurde, schaute Schwiegermama auf das Blatt meiner Mutter und fing an zu kreischen. Endlich hatte ich meinen Freudenschrei. Und erst jetzt fiel bei meiner Mutter der Groschen. Sie war aber sprachlos vor Freude und konnte mich nur noch umarmen.
Es war wirklich schön mit anzusehen, wie unsere Eltern sich freuten. Ich glaube sogar, einige Freudentränen gesehen zu haben. Dann wurde wirklich angestoßen und ich bekam wieder meinen Kinderpunsch. Ach ja und es wurde sich lustig darüber gemacht, dass ich keinen Alkohol mehr trinken konnte. Als ob ich so ein Säufer wäre…
Meinen Freunden habe ich die Neuigkeit nach den 12 Wochen persönlich erzählt – ganz unspektakulär. Aber wie sie sich alle für mich gefreut haben war wirklich schön!
Chefin, ich bin dann mal für ein Jahr weg!
Nun kam der schwere Teil. Ich gebe zu, ich hatte ein wenig Angst zu meiner Chefin zu gehen, um ihr zu sagen, dass ich schwanger bin und tatsächlich ein Jahr Elternzeit nehmen wolle. Ich war und bin ihre rechte Hand, kümmerte mich um mein Team, war für das Office Management und der IT zuständig, ach ja und um einige Kunden habe ich mich auch noch gekümmert. Ja, ich bin das Mädchen für alles.
Nach etwas mehr als drei Monaten traute ich mich und bat um ein Gespräch. Aber statt ihr zu sagen, dass ich schwanger bin, zeigte ich ihr ein Ultraschallbild, das wohl mehr sagte, als 1.000 Worte. Sie hatte sich wirklich für mich gefreut. Besonders toll fand ich, dass sie mir sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Sie werde schon eine Lösung für das Jahr finden. Und Tatsächlich, sie haben das eine Jahr wunderbar ohne mich geschafft.
Nun bin ich wieder zurück in der Arbeitswelt und es ist so, als wäre ich nie weg gewesen.
Auch wenn ich viel kreativer hätte sein können, war es dennoch schön, wie alles gelaufen ist. Während ich den Beitrag geschrieben habe, spürte ich wieder die Rührung, die mich ergriff, als sich alle für uns freuten.
Es ist schön, dass es Euch gibt!