Wie und wann die richtige Hebamme finden, ist ein Thema, mit dem sich fast jede Schwangere befassen muss.

Ja, das Wochenbett klingt für die meisten ganz weit weg, besonders dann, wenn man gerade einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält – immerhin sind 40 Wochen eine lange Zeit. Ist es aber dann soweit, sind die meisten Mütter froh, während des Wochenbetts von einer Hebamme betreut zu werden.

Vor- und Nachuntersuchung

Die Betreuung kann auch in Form einer Vorsorgeuntersuchung stattfinden – im Wechsel zu den ärztlichen Untersuchungen. Bis auf den Ultraschall sind diese dieselben: Gewicht, Herztöne, die Lage des Kindes und den Zustand der Gebärmutter werden hier kontrolliert. Selbst Blut- und Urinproben darf von einer Hebamme entnommen werden.

Bei der Nachsorge wird die Hebamme vor allem zuhören und Tipps geben. Besonders beim ersten Kind ist die Verunsicherung groß: wie lege ich das Baby beim Stillen richtig an, wieso weint mein Kind, wie merke ich, dass es satt/hungrig ist etc. All diese Fragen kann man mit der Hebamme besprechen. Am besten schreibt ihr euch die Fragen auf, die ihr stellen wollt, so kann nichts verloren gehen.

Weiterhin wird das Neugeborene genau unter die Lupe genommen. Es wird gewogen, gemessen und generell auf den Gesundheitszustand geachtet. Auch wird das Heilen des Nabels beobachtet. Neben der Untersuchung des Babys, kümmert sich die Hebamme auch um die Wöchlerin. Sie achtet auf die Rückbildung der Gebärmutter, den Wochenfluss sowie die Wundheilung von Riss- oder Operationswunden.

Hebamme suchen – je früher, desto besser

Doch erst einmal muss eine Hebamme gefunden werden.
Mittlerweile ist es immer schwieriger geworden, eine zu finden. Das liegt zum Einen an dem derzeitigen Geburtenboom und zum Anderen an den schlechten Arbeitsbedingungen der Hebammen. Durch die hohen Haftpflichtbeiträge in der Geburtshilfe verlassen viele Hebammen ihren Beruf oder arbeiten nur wenige Stunden, um nicht sozialversicherungspflichtig zu werden.

Leider gibt es immer noch viele Frauen, die keine Hebamme für die Wochenbettbetreuung finden. Wer sich nicht früh genug in der Schwangerschaft meldet, hat kaum eine Chance eine Betreuung zu finden – früh genug bedeutet: Sobald ihr den positiven Schwangerschaftstest in den Händen haltet.

Wie finde ich eine Hebamme

Als erstes sollten Hebammen recherchiert werden, die in der Nähe arbeiten und das gewünschte Leistungsprofil haben. Auskunft findet ihr entweder in den örtlichen Hebammenlisten, die in Arztpraxen ausliegen oder über eine Hebammensuche im Netz.

In Hamburg gibt es einen “Hebammen Verbund Hamburg“, hier könnt ihr den Wohnort auswählen, ob die Hebamme eine Fremdsprache sprechen sollte oder welche Leistungen ihr euch von der Hebamme wünscht. Diese Seite hat uns sehr geholfen um eine passende Hebamme zu finden.

Selbstverständlich gibt es noch viele weitere regionale und überregionale Seiten, auf der man Hebammen recherchieren kann.

Eine schöne Seite zur überregionalen Suche sowie zur Infos zur Schwangerschaft und Geburt findet ihr hier: https://www.kidsgo.de/kurse/hebammen/

Am besten ruft ihr die Hebammen direkt an. Anfangs wird ihr in der Regel mit dem Anrufbeantworter sprechen, da die meisten tagsüber unterwegs bei Hausbesuchen oder Kursen sind. Ruft gleich mehrere Hebammen an, denn sie müssen einerseits um euren errechneten Termin verfügbar sein, andererseits können sie nur ein bestimmtes Kontingent an Frauen annehmen. Erstellt eine einfache Liste, auf der ihr vermerkt, wen ihr erreicht habt, wem ihr auf dem AB gesprochen habt, wer abgesagt hat und wer noch aussteht. So verschafft man sich einen sehr guten Überblick.
Habt ihr es endlich geschafft eine Hebamme zu erreichen, kommt sie, nach einem netten Telefonat, zu dir zum Vorgespräch. Hier sollte natürlich die Chemie stimmen. Leider zahlen die Krankenkassen kein Hebammencasting, aus diesem Grunde sollte im Besten Fall die erste Hebamme auch gleich die richtige sein. Keine Angst, die Wahrscheinlichkeit, dass die erste auch gleich die passende ist, ist sehr hoch ;).

Keine Hebamme gefunden – und nun?

Falls ihr keinen Erfolg haben solltet, fragt in eurem Umfeld (die bereits Kinder haben), nach den Kontakt ihrer Hebammen. Dies kann tatsächlich erfolgreich sein. Gibt hier auch direkt an, von wem ihr die Nummer erhalten habt. Es kann auch helfen das Problem im Kreißsaal anzusprechen. Einige Klinik-Hebammen arbeiten auch als Nachsorge-Hebammen.

Eine weitere Lösung könnten ambulante Hebammensprechstunden in Familienzentren oder Hebammenpraxen sein. Hier könnt ihr euer Kind wiegen lassen und um Rat fragen z.B. wenn es Stillprobleme gibt.

Es empfehlt sich auch die Versicherung davon in Kenntnis zusetzen, wenn man keine Hebamme findet.
Der Deutsche Hebammenverband hat eine Landkarte der Unterversorgung erstellt. Unter www.unsere-hebammen.de/ mitmachen/unterversorgung-melden können sich Schwangere eintragen, wenn sie keine Hebamme gefunden haben.

Wie lief es bei Nordischmama ab?

Ronja und ich haben uns jeweils bei über 20 Hebammen gemeldet. Uns beiden war nicht klar, dass wir uns schon viel früher hätten melden müssen. Wir haben bis zu 12. Woche gewartet, bis wir uns um eine Hebamme gekümmert haben.

Ronja hatte mehr Erfolg als ich – sie hatte ein paar Hebammen weniger kontaktieren müssen, bis sie ihre gefunden hatte :D. Bei mir lief es nicht ganz so einfach ab. Da unser Fratz im Sommer Stichtag hatte, war es aufgrund der Urlaubszeit doppelt so schwer, jemanden für die Wochenbettbetreuung zu finden. Aber ich habe nicht aufgegeben. Ja, ich war verzweifelt und hatte aufgrund der Hormone auch so einige Tränen vergossen. Die Vorstellung das Wochenbett alleine ohne die Unterstützung einer Expertin zu überstehen, hat mir Angst gemacht. Also wieder ran an das Telefon. Und plötzlich hörte ich kein Nein… aber auch kein konkretes Ja. Diese Hebamme konnte mich erst eine Wochen nach meinem errechneten Geburtstermin betreuen. Das traf sich gut. Die allererste Hebamme, die ich kontaktierte, hatte nur bis zu meinem Stichtag Zeit, danach war sie im Urlaub. Es gäbe also nur eine Woche Leerlauf, sollte das Kind wider Erwarten pünktlich kommen. Also rief ich die erste Hebamme an und schilderte ihr das Problem. Sie war gerne bereit, mich vorher zu betreuen, sollte das Kind vor Termin kommen. So hatte ich doch noch eine Notlösung gefunden und muss sagen, ich bin mit beiden sehr zufrieden gewesen und bin froh sie kennenlernen zu dürfen.

Berichte zu unseren Wochenbetterfahrungen werdet ihr hier demnächst finden.

Bis dahin wünschen wir Euch viel Erfolg bei der Suche einer passenden Hebamme!

 

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Wieder eine Geschichte aus Japan:
In Jspan bleibt man beim ersten Kind sechs Tage lang im Krankenhaus und wird dort von Hebammen betreut. Man lernt das Anlegen an die Brust, das Baden, kann alles an Fragen stellen was man möchte und es kommt auch jemand vorbei, der einem beibringt wie man Pulvermilch anrührt. Außerdem kann man sein Baby immer abgeben wenn man mal duschen oder schlafen möchte. So hat man sechs Tage, in denen man sich von der Geburt erholen und sein Kind kennenlernen kann, bevor es nach Hause geht.
Eine weitere geregelte Nachsorge gibt es nicht, aber man hat die Möglichkeit einmal kostenlos eine Hebamme kommen zu lassen, die den Zustand des Kindes überprüft und mit der Mutter über ihr Befinden spricht. Einmal kostenlos kann man auch zu einer Stillberatung gehen.

Auch wenn ich die Zeit im Krankenhaus genossen habe, ich hätte mir für die Zeit danach einen festen Ansprechpartner gewünscht. Ohne Familie und beim ersten Kind war es schon ein wenig hart.

Hallo Anika,
wir finden deinen Geschichten aus Japan megainteressant. Auch ist es sehr schön zu sehen, was es für doch für kulturelle unterschiede gibt.
Wenn Du Lust und Zeit hast, kannst Du gerne einen Gastbeitrag schreiben 🙂

Hier in Deutschland wurde ich von den Stationsschwestern betreut. Ab und zu schaute eine Hebamme vorbei, um nach dem Wohlbefinden zu sehen. Aber die Fragen der ersten paar Tage im Krankenhaus, habe ich die Schwestern ausgequetscht. Wobei mir keiner beim Stillen helfen konnte. Hier hat mir meine Hebamme, die mich mehrere Wochen begleitet hat (zuerst alle zwei Tagen und dann jede Woche einmal), sehr sehr geholfen. Ich hätte sie auf jeden Fall nicht missen wollen.
LG Ling